Norden 2020

Vorgeplänkel: Als hätte ich die Virus-Krise geahnt … Um mich ins Reisejahr 2020 einzustimmen, bin ich im Februar noch kurz runter ans Meer in meine fast schon zweite Heimat, der Camargue, gefahren. In dieser Jahreszeit war das Wetter wie gewöhnlich tagsüber meist sonnig, nur in der Nacht wurde es jeweils knackig kalt. Ein grosser Dank gebührt somit meiner Diesel-Warmwasser-Heizung, die mich gegen Morgen jeweils vor unweigerlichen Frostbeulen verschonte …  

Nun aber los: Meine ursprünglich geplante längere Tour Richtung Baltikum und Skandinavien habe ich auf Grund der Pandemie-Hysterie auf 2021 verschoben.

Eigentlich wollte ich ja am 23. April von DE-Kiel per Schiff nach LT-Klaipėda schippern und von dort weiter der Ostseeküste entlang über Lettland nach EE-Tallinn fahren. Ab da dann wieder kurz mit dem Schiff nach FI-Helsinki und danach durch Ostfinnland nach NO-Hammerfest.

Nun denn, als Alternative und neues Ziel habe ich mir nun Schweden ausgesucht. So bin ich am 15.06.2020 losgedüst und am 18.06.2020 mit der Fähre ab DE-Rostock nach SE-Trelleborg fahren. So war ich unterwegs immer Richtung Nordkap, dies in der Hoffnung, dass ich anfangs Juli aus Schweden nach Finnland oder Norwegen einreisen darf.

Nach einem ersten „Freitag“ in Borka bei Enånger, zwischen Söderhamn und Hudiksvall, mit 30° und herrlichstem Wetter bin ich dann weiter bis Härnösand gefahren.

Auf dem Weg zur E45 über die „90“ habe ich mich kurzfristig entschieden, bei Gafsele etwa 20km vor Åsele, bei einem „Bygdegård“ zu nächtigen; die Nacht hier war himmlisch ruhiger als beim LIDL in Härnösand.

Durch den Entscheid, über die E45 nach Norden zu fahren liess ich mir eigentlich zwei Möglichkeiten offen, entweder über Finnland oder dann direkt über Norwegen bei Narvik den Grenzübertritt zu versuchen. Dies hat sich aber leider als pures Wunschdenken meinerseits erwiesen …

Nachdem ich von Slagnäs, in der Nähe von Arjeplog, hier werden von vielen Autoherstellern im Winter ihre Neuheiten auf Herz und Nieren getestet, via Jokkmokk nach Karesuando an der Finnischen Grenze gefahren bin, kam das eigentlich nicht ganz unerwartete Ende meines Planes, ans Nordkap zu fahren. Die Grenzübergänge zu Finnland und leider auch zu Norwegen sind einseitig gesperrt und werden durch die Zöllner beider Länder überwacht. Trotz längerer Diskussion mit den Finnen-Grenzern haben sie mir, immerhin mit Entschuldigung, nicht erlaubt, in Finnland einzureisen. Und dies mit dem Hinweis, dass dies Norwegen gleich handhabt, ich könne mir die 350km-Fahrt Richtung Narvik wirklich ersparen. Scheinbar werden die beiden Grenzen zu Schweden erst wieder per 14.07.2020 „durchlässig“, sofern es die dannzumalige Virus-Situation erlaube.

So bin ich am 01.07. in strömendem Regen von Karesuando über die „99“ nach Juoksengi unmittelbar am Polarkreis gefahren. Bei der folgenden Abfahrt am Morgen war es noch ganze 5° warm, immerhin stieg dann meine Temperaturanzeige bei nur noch leichtem Regen doch auf schon tolle 11°.

Bin dann weiter in Richtung Süden, da ich eigentlich keine grosse Lust verspürte, bis zum 14.07. in der Gegend von Haparanda zu bleiben. Nach einem Zwischenhalt mit Regentag in Seskarö habe ich nochmals einen Weiteren in Sangis eingeschaltet, auf einem vom Schweizer Paar Verena + Dani geführten Camping. Ein wenig „Züritüütsch“ parlieren war auch wieder mal ä gfreuti Sach  …

Danach langsam auf der E45 „Inlandsvägen“ via Slagnäs weiter; habe dann jedoch noch eine 370km Zusatzschlaufe von Vilhelmina nach Strömsund über den „Vildmarksvägen“ mit Zwischenhalt in Gäddede gemacht. Dabei bin ich durch wundervolle Gegenden mit unzähligen Wasserfällen gefahren und immer wieder Rentieren unterwegs begegnet.

Nach einem Zwischenhalt in Östersund bin ich weiter nach Segmon / Liljedal gerollt; dort konnte ich im kleinen Hafen wunderbar übernachten. Von da weiter nach Gislaved auf den „Ställplats Husbil“; gross wie ein Fussballfeld und überraschenderweise keine weiteren Nutzer …

Nach einem weiteren Zwischenhalt, diesmal in Ignaberga nahe bei Hässleholm, versuchte ich, über Malmö nach Dänemark einzureisen. Dies klappte über die leider satanisch teure Øresundbro problemlos; die dänischen Zöllner verwiesen mich nach der Brücke auf die LKW-Spur und so durfte ich unkontrolliert einreisen. Alle anderen Verkehrsteilnehmer, PKW’s und WoMo’s, wurden auf eine separate Spur zur eingehenden Überprüfung gelotst. Damit unsere weitsichtige und kompetente Regierung keine schlaflosen Nächte wegen meines Aufenthalts in Schweden haben musste, habe ich mich sodann in Dänemark sowie danach auch noch in Deutschland „entquarantänisiert“. Also bin ich in DK über Ringsted, Hvide Sande und Ribe nach Tønder zum Grenzübertritt, auch dieser erfolgte ohne jegliche Kontrolle, nach Deutschland gefahren und dann über Brunsbüttel, Salzgitter und Heimsheim nach Hause gereist.

Hätte der Grenzübertritt von Schweden nach DK jedoch corona-mässig wider Erwarten nicht geklappt, wäre mir  wohl nichts anderes übriggeblieben, als über Trelleborg nach Rostock zu schiffen.

Vielleicht noch dies: Was mir wirklich auffiel ist, dass sich die schwedische Bevölkerung im Vergleich zur Dänischen äusserst diszipliniert an die staatlichen Corona-Empfehlungen hält. Überall wird unaufgeregt auf „Avstånd“ geachtet, sei dies an einer Tankstelle, im Einkaufscenter oder im „Restaurang“. Der Bundesrätliche Entscheid, Schweden auf die „Paria-Liste“ zu setzen sowie die reisserischen Berichte durch die CH-Mainstream-Medien über die ach so gruselige Situation in Schweden schienen mir schon vor Beginn meiner Reise doch ordentlich übertrieben und verursachten bei mir nur noch ungläubiges Kopfschütteln … Dass Schweden per 23.07.20 nun doch endlich und korrekterweise von dieser willkürlichen und mehrheitlich auch politisch motivierten Liste entfernt wurde, war allerhöchste Zeit.

 

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